Bohemio ... ein Wort, viele Sehnsüchte.

Bohème, was ist das eigentlich? Ursprünglich vom frz. „bohémien“ für die aus Böhmen kommenden Roma genutzt, ähnlich wie der Begriff „Zigeuner“ im Deutschen. Mit ungeordneten, zügellösen und nicht sesshaften Attributen, abseits der Gesellschaft gleichgesetzt, verlor das Wort seine eigentliche ethnische Bedeutung. Als Sammelbegriff der unangepassten Künstler-, kulturellen und Querdenkerkreise hat die Bohème seit dem 19. Jahrhundert weltweit ein farbenfrohes Bild geprägt und Sehnsüchte geweckt. Der Unwille, sich dem Lebensstil und Kunstverständnis der Masse anzupassen, der urbane Heimathafen des Cafés, der leidenschaftliche Austausch und die Ausrichtung auf einen Lebensentwurf gegen die Konventionen des Angepassten beflügelten seit jeher viele Dichter, Denker und Lebenskünstler; von Erich Mühsam über Else Lasker-Schüler bis zu Charles Bukowski. Puccini setzte der Bohème mit seinem gleichnamigen Werk, angelehnt an Murgers Romanvorlage, ein Denkmal und machte den Begriff bis heute zu einem Gefühl.

Die Bohème der Großstädte wurde von Teilen der Restgesellschaft kritisch betrachtet, wie im Berlin der Weimarer Republik rund um die Gedächtniskirche mit dem „Café des Westens“ und später dem „Romanischen Café“, von anderen wurden sie liebevoll als spleeniges Ventil der Koventionen und geachteter Bürgerschreck geduldet, wie z.B. in München Schwabing. In Paris, dem kulturellen Zentrum Europas, setzte die Bohème Maßstäbe in städtischem Lebensstil, Kultur und Kunst, die bis heute das Bild der Stadt prägen.

In Argentinien wie in Deutschland wurde die Bohème seit jeher neugierig betrachtet. Zahlreiche Liedtexte greifen diesen Archetypus auf. In ihm kanalisieren sich die unerfüllten Träume des Lesers, Zuhörers und nicht zuletzt auch des Tänzers von uneingeschränkter Freiheit und Zügellosigkeit.

Tango Bohemio knüpft mit seinem Namen an die Idee eines Gegenentwurfs an. Ein offener Kreis von vielen Ideen, der Spaß am Neuen und Individuellen und die Neugierde auf Querdenkertum ist unsere Idee, mit der wir das wunderbare Fabelwesen Tango gerne auf die Straße schicken und wachsen lassen wollen.